ENSEMBLE BERLINER OPERETTE e.V.
Vorläufige Repertoireliste Operettenclips/Hörspiele (Stand Oktober 2024)
Zu nachstehenden Operetten finden Sie einzelne Musikbeispiele mit jeweiligen originalen Szenenfotos auf Youtube, die sukzessive ergänzt werden:
1) „BLITZBLAUES BLUT“ Walter Kollo (1918) (Rudolph Bernauer / Rudolph Schanzer)
„Ouvertüre“ Die Operette Blitzblaues Blut fiel in eine Zeit des sozialen Aufruhrs und dem Ende der Monarchie. In der Woche der Premiere, am 9. Februar 1918, streikten in Berlin 700000 Arbeiter auf den Straßen, woraufhin der Belagerungszustand verhängt wurde. Die darauf folgenden Monate waren geprägt von der Novemberrevolution und dem Ende des Ersten Weltkrieges. Es ist nicht mehr nachweisbar, wie viele Aufführungen des Stückes noch stattfanden.
„Ich schnuppere mit der Nase am Asphalt…ich folge dem Verbrecher vom Keller auf Dächer“
Dem deutschen Juden und Librettisten der Operette Rudolf Bernauer wurde nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen. Er floh nach London.
„A Sternderl das nit blinkt“
Ursprünglich von Lilly Flor gesungen. Diese jüdische Künstlerin musste 1939 nach Shanghai fliehen.
„Jeder Mann hat einen dunklen Punkt“
Der Autor des Regiebuchs, Rudolph Schanzer, beging nach seiner Verhaftung durch die Nazis im Jahr 1944 Selbstmord. Schon seit 1938 trug er stets Gift bei sich, um es im Falle einer Verhaftung einsetzen zu können.
2) „TANGOFIEBER“ Hugo Hirsch (1914)
Eine der ersten Operetten, die versucht hat, den neuen aus Argentinien kommenden Modetanz Tango zu integrieren. Das Werk wurde in über 200 Vorstellungen im Walhalla Theater Berlin gespielt. Als jüdischer Künstler sah sich Hirsch in Folge der Machtübernahme der Nationalsozialisten gezwungen zu emigrieren. Seine Musik wurde als „entartete Kunst“ eingestuft und erhielt ein absolutes Aufführungsverbot.
„Angefacht vom Blut der Trauben“
3) „DIE KEUSCHE SUSANNE“ Jean Gilbert (1910) (Georg Okonkowski / Alfred Schönfeld)
Die Originalfassung aus 1910 darf nicht mehr gespielt werden. Nach einer Neubearbeitung durch seinen Sohn Robert Gilbert im Jahr 1953 entzog er dem Original die Genehmigung. Bis heute ist dadurch die zweite, jedoch stilistisch völlig differente Fassung, die einzig spiel- und hörbare.
„Ist es wahr, was alle sagen? Du bist ein großer Don Juan!“
Gilbert, ursprünglich Max Winterfeld, war einer der populärsten Musiker in ganz Europa. Schon bereits im Alter von 18 Jahren wurde er Kapellmeister im Theater Bremerhaven. Sein Ensemble reiste durch die Hauptstädte Europas und feierte Erfolge am Broadway. Als Jude musste er schließlich aus Deutschland fliehen. Sein Weg führte ihn von Madrid über Paris nach Buenos Aires, wo er 1942 starb.
„Zum ersten Mal… die süßen Küsse ohne Zahl. Heut werden sie gepflückt, geküßt, zum ersten Mal.“
Texte von Georg Okonkowski und Alfred Schönfeld. Das mit Moral kokettierende Stück handelt von einer freizügig lebenden Dame, welche in ihren gesellschaftlichen Kreisen jedoch als Paragon der Tugend gilt.
„Nun gut, da Sie so zärtlich flehen, Sie lieber, kleiner, junger Mann, will Ihre Lehrerin, ich sein, ich nehme Sie als Schüler an. Doch immer mußt Du artig sein, nicht zu viel verlangen, es kommt Alles ganz allein. Immer mußt Du artig sein.“
„Wenn die Füßchen sich heben und schweben so durch den Saal, alle Herzen erglühen und beben mit einem Mal.“
Dieses Duo wurde zuerst von Reginald Pasch und Hella Thornegg gesungen. Beide Sänger kamen später auf die vom Propagandaministerium Joseph Goebbels erstellte sogenannte “Gottbegnadeten-Liste“. Sie wurden damit von der NSDAP als “wertvolle Deutsche Künstler“ eingestuft. Wie andere stellte sich auch Pasch gegen seine bisherigen Künstlerkollegen und wurde NSDAP-Mitglied.
4) „AUTOLIEBCHEN“ Jean Gilbert (1912) (Jean Kren / Alfred Schönfeld)
„Lasset uns das Heim gar lieblich schmücken, zum Empfang der lieben Freundin hier.“
„Wenn zwei Leute böse sind.“
Die Autoren Jean Kren und Alfred Schönfeld beschreiben eine Oberklasse voller moralischer Heuchelei.
„Ein Missverständnis führt sehr leicht zum Streit.“
Ursprünglich von Fritz Junkermann gesungen. Als mutmaßlich Homosexueller wurde er unter der Herrschaft der Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. In der Hoffnung, seine Ermordung verhindern zu können, ließ er sich kastrieren. Trotz dieses Versuchs wurde Junkermann nach Dachau und anschließend in die Tötungsanstalt Bernburg verschickt, wo er am 5. Oktober 1942 in den Gaskammern umkam.
In Arbeit sind:
„Olly-Polly“ Walter Kollo (1925) (Franz Arnold / Ernst Bach)
„Die tanzende Prinzessin“ Walter Kollo (1924) (Richard Kessler)
„Der verjüngte Adolar“ Walter Kollo (1921) (Curt Kraatz / Richard Kessler)
„Die geschiedene Frau“ Leo Fall (1908) (Victor Léon)
„Eine einzige Nacht“ Robert Stolz (1927) (Leopold Jacobson / Rudolf Österreicher)
„Filmzauber“ Walter Kollo (1912) (Rudolph Bernauer / Rudolph Schanzer)
„Das Schiff der schönen Frauen“ Walter Kollo (1938) (Bruno Hardt-Warden / Egon Schott)
„Zwei Herzen im Dreiviertel Takt“ Robert Stolz (1933) (Paul Knepler, Ignaz Michael Welleminsky und Robert Gilbert)
„Adieu Mimi“ Ralph Benatzky (1926) (Alexander Engel und Julius Horst)
„Der Tanz ins Glück“ Robert Stolz (1921) (Robert Bodanzky / Bruno Hardt-Warden)
„Wie einst im Mai“ Walter Kollo (1913) (Rudolph Bernauer / Rudolph Schanzer)